Freitag, 14. März 2008

"Moving Politics - Cinemas from India" in Berlin


Eine Filmreihe im Berliner Arsenal-Kino im Juni/August/September:
Anlässlich der Ausstellung "Being Singular Plural: Moving Images from India" in Deutsche Guggenheim präsentieren wir die von Dorothee Wenner und Nicole Wolf kuratierte Film- und Gesprächsreihe "Moving Politics – Cinemas from India". Drei Programmblöcke mit einer Auswahl neuer Spiel- und Dokumentarfilme sowie einige Klassiker der indischen Filmgeschichte vermitteln einen Eindruck der Vielfältigkeit, mit der in Indien (Film-)Politik gemacht wird.


Homepage: Arsenal-Kino, Berlin


Termine:

Block 1: Action/Bewegungen
27.06.-30.06.2010


27.06.2010, 19:00 Uhr , SUPERMAN OF MALEGAON (2008) OmeU
Malegaon liegt fern der indischen Metropolen, im geografischen Zentrum Indiens. Mit dem Untergang der Textilindustrie steigen die Spannungen in der Bevölkerung: Inmitten dieses Chaos produziert eine Gruppe von filmbesessenen Amateuren ein stark lokal geprägtes Remake von Superman. Mit dem Porträt des ziemlich dünnen und schüchternen Superman von Malegoan und dem "making-of" der unterhaltsamen Filmarbeiten gelingt Faiza Khan eine präzise Analyse der politischen Zauberkraft des Kinos in Indien.

27.06.2010, 21:00 Uhr , KYA HUA IS SHAHAR KO ? (1986) OmU
Wie erleben Stadtbewohner die Eskalation gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen Hinduisten und Muslimen? Der Film zeigt fundamentalistische Organisationen und wie ökonomi-sche Krisen, Arbeitslosigkeit und der Verfall der Stadt Hyderabad die Bedingungen für den Aus-nahmezustand von 1984 schaffen. Beteiligt, beobachtend und poetisch eröffnete der Film eine Alternative zum argumentativ politischen Dokumentarfilm seiner Zeit und verweist auf die kom-munalistische Politik der 90er Jahre.

28.06.2010, 19:00 Uhr , UNLIMITED GIRLS (2002) OmeU
Auf einer persönlichen Reise durch Archive, Manifeste, Erinnerungen und Lebensträume begegnet die Erzählerin Fearless verschiedenen Vorstellungen von dem, was Feminismus in In-dien heute sein könnte. Im Chatroom treffen politische Strategie und persönliches Dilemma, Gewalt und Aktivismus, Popkultur and Dokumentarisches aufeinander – damit wird UNLIMITED GIRLS zum film-feministischen Entwurf.

28.06.2010, 21:00 Uhr , HAZAAROON KHWAISHEIN AISI (2003) OmU
Etwa zur gleichen Zeit wie in Westeuropa formierte sich auch in Indien eine Studentenbewegung – mit zahlreichen jungen Intellektuellen, die von Delhi nach Bihar gingen. Der Film erzählt die Geschichte von dreien dieser Revolutionäre – zwei Männern und einer Frau –, die die Ideologie aufs Land, zu den Bauern und Naxaliten treibt. Liebe bzw. Eifersucht führt sie schließlich zurück in die Stadt. Als Indira Gandhi 1975 den Ausnahmezustand ausruft, werden die Karten neu gemischt.

29.06.2010, 20:00 Uhr , AJANTRIK (1958) OmU
Ritwik Ghatak, einer der großen Meister des bengalischen Kinos, schloss sich in seiner Jugend mehrmals den Adivasi Oraon an, den Ureinwohnern Ost-Bengalens. Obwohl es in diesem Film vordergründig um die Liebe eines schrulligen Taxifahrers zu seinem uralten Auto geht, kann man seinen Ford auch als Vehikel für eine filmische Parabel von großer Aktualität begreifen. Derzeit geraten die Adivasi wieder zunehmend in die politische Schusslinie, die Ghatak visionär bereits vor über 50 Jahren in einem durchaus unterhaltsamen Genremix filmisch erforschte.

30.06.2010, 20:00 Uhr , HAVA ANEY DEY (2003) OmU
Der Konflikt zwischen Indien und Pakistan gehört seit der Teilung des Landes 1947 zum Alltag beider Länder. Immer wieder eskaliert die Konfrontation gewaltsam und stellt alles in Frage – vor allem die Normalität, sich mit dieser explosiven Beziehung abzufinden. HAVA ANEY DEY erzählt eine Geschichte moderner Menschen aus Bombay und ihrer Konfrontation mit den traditionellen Werten einer Generation, die die Teilung nicht als "natürlich" empfand. Ein Film über einen politischen Konflikt, dessen Absurdität fast täglich von aktuellen Nachrichten überboten wird. (Dorothee Wenner, Nicole Wolf)

Block 2: Practices of Belief / Glaube, Liebe, Hoffnung
21.08.-24.08.2010


21.08.2010, 19:30 Uhr , THE OTHER SONG (2009) OmE 120’
Auf der Suche nach einem verlorenen Song, zuletzt gesungen 1935 von der Künstlerin und Kurtisane (tawaif) Rasoolan Bai, trifft Saba Dewan in THE OTHER SONG auf eine Reihe älterer, aber auch jüngerer, tawaifs. Jenseits ihrer Leidenschaft für die Musik und ihrer Erinnerungen an einstige Bühnenerfolge dokumentieren ihre Lebensgeschichten, welche Auswirkungen Zensur und restriktive gesellschaftliche Moralvorstellungen auf ihre künstlerische Praxis sowie die eigene Sexualität hatten.

22.08.2010, 19:30 Uhr , FIRAQ (2008) OmE
Auf Urdu bedeutet „Firaaq“ sowohl „Suche” als auch „Trennung” – ein geeignet doppeldeutiger Titel für die fiktionale Aufarbeitung der schrecklichen Geschehnisse im Bundesstaat Gujarat im Jahre 2002. Die Regisseurin hat für FIRAQ mit zahlreichen Tätern und Opfern der gewalttätigen Übergriffe auf indische Muslime gesprochen und siedelt die Filmhandlung – die Essenz dieser Begegnungen – einen Monat nach den Ausschreitungen an. Es ist der Moment des ersten Begreifens – als aus dem Horror eine neue indische Realität wurde.

23.08.2010, 19:30 Uhr , WORD WITHIN THE WORD (2008) OmE
Welche Bedeutung kann die Bhakti-Reformbewegung des 15. Jahrhunderts, überliefert in den poetischen Texten des Lehrers Kabir, im heutigen Indien haben? Ohne eine simple Antwort auf religiöse Konflikte zu suchen, beginnt Rajula Shah in WORD WITHIN THE WORD den Dialog mit Bhakti-Anhängern, vor allem älteren Landarbeitern, deren Lebensbedingungen zunehmend schwerer werden.

24.08.2010, 19:30 Uhr , MAQBOOL (2003) OmU
MAQBOOL ist eine Adaption von Shakespeares Macbeth angesiedelt in der Unterwelt von Mumbai. Die detaillierte und innovative Einbettung islamischer Kultur in die Bildsprache und die Filmmusik anhand von Texten und der Musik des Poeten und Komponisten Gulzar sowie die sensible und komplexe Auseinandersetzung mit Fragen von Schuld, Liebe und Loyalität machen MAQBOOL wenige Jahre nach seiner Entstehung zu einem kinematografischen Klassiker.

Block 3: Family Ties / Familienbande
26.09.-29.09.2010


26.09.2010, 19.30 Uhr , SNAPSHOTS FROM A FAMILY ALBUM (2004) OmE
Die Kamera als Teil der Familie des Filmemachers in einer Zeit, in der die Frage nach Heimat über drei Städte hinweg neu konfiguriert wird und die Kamera gleichzeitig der liebvollen Nähe zu den Eltern sowie der Leidenschaft des Filmemachens Ausdruck verleiht. Ein besonderes home-movie und Beispiel, mit welcher Leichtigkeit formale Experimente umgesetzt werden können.

27.09.2010, 19.30 Uhr , ISHQIYA (2009) OmE
Das fulminante Debüt von Abhichek Chaubey. Die Dreiecks-Liebesgeschichte um eine verheiratete Frau spielt bei den Waffenhändlern und Naxaliten im rauen Nordosten Indiens. Virtuos beherrscht Chaubey die Spielregeln des klassischen Bollywood-Kinos und inszeniert dessen Tabus, Gesetze und Gepflogenheiten, um die politische Realität seines Landes auf die Multiplexleinwände zurück zu bringen.

28.09.2010, 19.30 Uhr , LSD: LOVE, SEX AUR DHOKHA (2010) OmE
Lange hat kein Film mehr für so viel Wirbel in Indien gesorgt wie dieser: in drei in einander verschachtelten Episoden geht es um die Lust an verbotener Lust. LSD ist ein rasanter filmischer Metadiskurs über den Voyeurismus – in der kleinstädtischen Szene, wo Bollywoods Nachwuchs ausgebildet wird, im dunklen Hinterzimmer eines Supermarktes (da, wo die Überwachungskameras stehen) – und in der schmuddeligen kleinen TV-Welt eines Klatschreporters, der mit Spionagekameras arbeitet.

29.09.2010, 19.30 Uhr , I AM … (2010) OmE
Ein Omnibus-Film aus der Produktionsstätte einer inoffiziellen Filmfamilie, die mit dieser Produktion einen Ausbruchversuch aus den etablierten Bollywood-Strukturen startet. Mit den vereinten Kräften von einigen progressiven Stars aus Bombay, Internet-Fundraising und internationalen Kontakten werden in diesem Film die Geschichten und Anliegen von indischen Außenseitern, Rebellen und Andersdenkenden auf die Leinwand gebracht, die gemeinhin im indischen Kino keine Stimme haben.

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